Die Arbeitssicherheit in Unternehmen ist ein entscheidender Faktor für den Schutz der Mitarbeiter und die Vermeidung von Unfällen. Um den Fortschritt im Arbeitsschutz zu messen, kommen verschiedene Kennzahlen zum Einsatz, die es ermöglichen, Risiken zu identifizieren, Verbesserungen zu überwachen und die Sicherheit am Arbeitsplatz kontinuierlich zu optimieren. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Kennzahlen zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz, einschließlich ihrer Vor- und Nachteile.

Arbeitsunfallrate (Incident Rate) als eine der Kennzahlen zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz

Die Arbeitsunfallrate ist eine der am häufigsten verwendeten Kennzahlen zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz. Sie misst die Anzahl der Arbeitsunfälle, die sich in einem definierten Zeitraum ereignen, in Relation zur Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden. Die Formel zur Berechnung der Arbeitsunfallrate lautet:

Arbeitsunfallrate = (Anzahl der Arbeitsunfälle / Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden) x 1.000.000

Diese Kennzahl gibt Aufschluss darüber, wie sicher ein Arbeitsplatz ist und wie gut die Arbeitsschutzmaßnahmen greifen.

Vorteile:

  • Einfachheit: Die Arbeitsunfallrate ist leicht zu berechnen und zu verstehen.
  • Vergleichbarkeit: Unternehmen können diese Kennzahl verwenden, um sich mit Branchendurchschnittswerten zu vergleichen und den eigenen Fortschritt im Arbeitsschutz zu bewerten.
  • Fokus auf Ergebnisse: Diese Kennzahl richtet den Fokus auf tatsächliche Unfälle, was die Dringlichkeit zur Verbesserung der Sicherheit unterstreicht.

Nachteile:

  • Reaktive Kennzahl: Die Arbeitsunfallrate ist eine nachlaufende Kennzahl, die nur das Ergebnis bereits geschehener Unfälle widerspiegelt. Sie gibt keinen direkten Aufschluss über die Ursachen oder potenzielle Risiken.
  • Mangelnde Differenzierung: Sie unterscheidet nicht zwischen schweren und leichten Unfällen, was zu einer verzerrten Wahrnehmung der Sicherheitslage führen kann.
  • Nicht umfassend: Da sie nur Unfälle erfasst, werden Beinaheunfälle oder unsichere Zustände, die noch nicht zu Unfällen geführt haben, nicht berücksichtigt.

Schweregradindex (Severity Rate)

Der Schweregradindex misst den Schweregrad der Arbeitsunfälle in einem Unternehmen. Er berechnet sich aus der Summe der Ausfalltage aufgrund von Arbeitsunfällen, geteilt durch die Anzahl der Arbeitsunfälle:

Schweregradindex = Summe der Ausfalltage / Anzahl der Arbeitsunfälle

Vorteile:

  • Fokus auf Schwere: Diese Kennzahl gibt einen tieferen Einblick in die Ernsthaftigkeit der Unfälle und hilft, die Aufmerksamkeit auf besonders gefährliche Vorfälle zu lenken.
  • Nützlich für Priorisierung: Unternehmen können diese Kennzahl nutzen, um Ressourcen auf die Prävention schwerer Unfälle zu konzentrieren.

Nachteile:

  • Abhängigkeit von der Meldedisziplin: Wenn nicht alle Unfälle und Ausfalltage korrekt gemeldet werden, kann diese Kennzahl verfälscht sein.
  • Kein vollständiges Bild: Der Schweregradindex gibt nur Aufschluss über die Folgen von Unfällen, nicht jedoch über die Häufigkeit unsicherer Bedingungen.

Beinaheunfälle (Near Misses) als eine der Kennzahlen zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz

Beinaheunfälle, also Vorfälle, die beinahe zu einem Unfall geführt hätten, sind eine wichtige Kennzahl zur proaktiven Verbesserung der Arbeitssicherheit. Diese Kennzahl zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz erfasst die Anzahl der gemeldeten Beinaheunfälle in einem definierten Zeitraum.

Vorteile:

  • Proaktivität: Die Erfassung von Beinaheunfällen ermöglicht es Unternehmen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, bevor tatsächliche Unfälle passieren.
  • Förderung der Sicherheitskultur: Durch die Ermutigung zur Meldung von Beinaheunfällen können Mitarbeiter ein stärkeres Bewusstsein für Sicherheit entwickeln.

Nachteile:

  • Abhängigkeit von der Meldedisziplin: Wie bei vielen Sicherheitskennzahlen ist auch hier die Genauigkeit stark von der Bereitschaft der Mitarbeiter zur Meldung abhängig.
  • Subjektivität: Die Einschätzung, was als Beinaheunfall gilt, kann variieren, was die Vergleichbarkeit erschwert.

Unfallfreie Tage (Days Without Incident)

Diese Kennzahl gibt die Anzahl der Tage an, die seit dem letzten Arbeitsunfall vergangen sind. Sie dient oft als Motivationswerkzeug und wird in vielen Unternehmen als Maßstab für die aktuelle Sicherheitsleistung verwendet.

Vorteile:

  • Motivierend: Eine steigende Anzahl unfallfreier Tage kann als Anreiz für die Beibehaltung sicherer Verhaltensweisen dienen.
  • Einfach zu verstehen: Diese Kennzahl ist leicht zu kommunizieren und wird von allen Mitarbeitern schnell verstanden.

Nachteile:

  • Gefahr der Selbstzufriedenheit: Ein langer Zeitraum ohne Unfälle kann zu Selbstzufriedenheit führen und die Aufmerksamkeit für Sicherheitsrisiken verringern.
  • Fehlender Fokus auf Prävention: Diese Kennzahl misst lediglich die Zeitspanne ohne Unfälle, ohne proaktive Sicherheitsmaßnahmen zu fördern.
  • Aufbau von Druck: je größer die Zahl der unfallfreien Tage, umso höher wird die Hürde für Mitarbeiter einen Unfall zu melden. Niemand möchte den Erfolg zerstören.

Sicherheitsaudit-Score als eine der Kennzahlen zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz

Der Sicherheitsaudit-Score basiert auf regelmäßigen internen oder externen Audits, bei denen die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und -standards überprüft wird. Die Ergebnisse dieser Audits werden in einem Score zusammengefasst, der Aufschluss über die allgemeine Sicherheitslage im Unternehmen gibt. Auch dies ist eine Kennzahl zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz, sofern ihre Entwicklung über die Monate und Jahre festgehalten wird.

Vorteile:

  • Umfassende Bewertung: Audits erfassen eine breite Palette an Sicherheitsaspekten, von der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften bis hin zu Sicherheitskulturen.
  • Fördert kontinuierliche Verbesserung: Regelmäßige Audits und die daraus resultierenden Scores fördern eine ständige Überprüfung und Verbesserung der Sicherheitspraktiken.

Nachteile:

  • Zeit- und ressourcenintensiv: Die Durchführung von Audits kann aufwendig sein und erfordert Zeit sowie Fachwissen.
  • Subjektivität: Der Audit-Score kann von der Interpretation der Prüfer abhängen und unterliegt somit einer gewissen Subjektivität.

Die richtige Mischung macht den Unterschied bei der Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz

Die Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz erfordert den Einsatz verschiedener Kennzahlen, die sowohl reaktive als auch proaktive Aspekte abdecken. Während die Arbeitsunfallrate eine grundlegende Kennzahl ist, die die Sicherheitsergebnisse widerspiegelt, sollten Unternehmen auch andere Kennzahlen wie den Schweregradindex, Beinaheunfälle und Sicherheitsaudit-Scores berücksichtigen, um ein vollständiges Bild ihrer Sicherheitslage zu erhalten. Eine ausgewogene Kombination dieser Kennzahlen ermöglicht es Unternehmen, Sicherheitsrisiken effektiv zu identifizieren, Maßnahmen zur Unfallvermeidung zu ergreifen und die Arbeitssicherheit kontinuierlich zu verbessern.

Fazit: zum Thema Kennzahlen zur Messung des Fortschritts im Arbeitsschutz

Gerade, wenn von Zielen im Arbeitsschutz gesprochen wird, müssen alle Zahlenziele nach innen ins Unternehmen so übersetzt werden, dass die Belegschaft es versteht. Damit meine ich, die anzustrebenden Zahlen müssen mit Maßnahmen hinter setzt werden. Diese sind erreichbar und können von der Mannschaft gestaltet werden.

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